HMP10_Thank You For The Rain_BanyakFilms&DifferMedia, Julie Lillesæter

Filmrezension: Danke für den Regen.

Heuer finden die 10. Filmtage zum Recht auf Nahrung „Hunger. Macht. Profite“ online statt, vom 4. April bis zum 2. Mai 2020. Im Zuge dieser zeigt FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk) Filme über Ernährung und globale Landwirtschaft. Einer dieser Filme ist „Danke für den Regen“.

„Danke für den Regen“ (engl.: Thank you for the rain) ist ein Dokumentarfilm von Julia Dahr und Kisilu Musya aus dem Jahr 2017. Die mehrmals preisgekrönte Dokumentation gewann unter anderem durch eine Vorführung bei der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 die Aufmerksamkeit internationaler Medien.

Kenianischer Kleinbauer und Klimaaktivist.

„Danke für den Regen“ beschäftigt sich mit dem Klimawandel und dessen Folgen für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Die zentrale Figur des Films ist Kisilu Musya, ein kenianischer Aktivist, Bauer und Filmemacher. Die norwegische Dokumentarfilmerin Julia Dahr möchte ihn und seinen Kampf gegen den Klimawandel porträtieren. Kisilu willigt ein, unter der Bedingung, auch selbst zu filmen. Gemeinsam dokumentieren sie die Auswirkungen von Dürre und starkem Regen auf Kisilus Dorf Mutomo im Südosten Kenias. Musya versucht, lokale Bäuerinnen und Bauern zum Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakatastrophe auf ihre Ernte zu mobilisieren. Schlussendlich reist er sogar als Vertreter der Kleinbäuerinnen und -bauern einer vom Klimawandel besonders stark betroffenen Region zur UN-Klimakonferenz nach Paris, wo er neben mutigen Kämpfen für Klimagerechtigkeit auch von politischen und finanziellen Interessen ernüchtert wird.

Vom Regen in die Traufe.

Der Film startet mit der Aufnahme eines sternenklaren Himmels. Was schön anzusehen ist, hat für die Bewohner*innen des kenianischen Dorfes aber verheerende Folgen. Denn „dieser Himmel bedeutet kein Regen“. Und auf Regen warten die Menschen in dem Dürregebiet schon seit geraumer Zeit. Vom Regen hängt die Ernte ab, und von der Ernte alles andere. Doch als der Regen endlich kommt, setzt nicht das erwartete Glück ein. Im Gegenteil: Sturzfluten zerstören die Ernte und reißen Pflanzen mit sich. Nicht nur das: ein starker Sturm zerstört Kisilus Haus und hebt das Dach von den Mauern. Mit diesem Schicksal sind sie nicht alleine, mehr als 30 Häuser im Dorf sind plötzlich ohne Dach. Unter großen Anstrengungen baut die Dorfgemeinschaft die Häuser gemeinsam wieder auf.

Die Sonnen- und Schattenseiten des Klimaaktivismus.

Nachdem norwegische Klimaaktivist*innen das Videomaterial gesehen hatten, luden sie Kisilu ein, um auf einer Konferenz in Norwegen zu sprechen. Wie Kisilu in „Danke für den Regen“ betont, habe ihn diese Konferenz und eine anschließende Reise durch Norwegen noch stärker dazu motiviert, seine Gemeinschaft zu Klimaschutzmaßnahmen zu motivieren. Ein Jahr später gibt es in Kenia tatsächlich viele Farmer Field Schools. Das ist ein gruppenbasierter Lernansatz für Erwachsene, der Bäuerinnen und Bauern neben neuen Landwirtschaftstechniken lehrt, wie sie mit Überschwemmungen, Sturmschäden oder auch Dürreperioden selbstständig umgehen können.
Doch Kisilus Einsatz gegen den Klimawandel bewirkt nicht nur Positives. Sein Enthusiasmus bringe zwar viele Vorteile für die Gemeinschaft, meint seine Frau, aber sie selbst sehe sich als Verliererin. An ihrem Hof gebe es viel zu tun, doch Kisilu sei für diese Arbeit nicht verfügbar. Auch wird immer wieder der Faktor Geld angesprochen: Das Engagement in der Gemeinschaft sei freiwillig und unbezahlt, weshalb auch Leute immer wieder nicht erscheinen würden. Familiäre Probleme können entstehen, wenn sich Menschen in der Gemeinschaft engagieren und damit riskieren, ihre Familien und deren Auskommen zu vernachlässigen.

Hoffnung, Erwartung und Enttäuschung.

Schließlich wird Kisilu dazu eingeladen, stellvertretend für Bäuerinnen und Bauern bei der UN-Klimakonferenz in Paris zu sprechen. Er fordert internationale Zusammenarbeit, um Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre zu reduzieren. Nur so können regelmäßige Regenzeiten verlässlich vorhergesagt und lange Dürreperioden mit anschließendem zerstörerischem Regen entgegengewirkt werden. Auch spricht er sich für Mischkulturen in der Landwirtschaft aus, welche Landwirt*innen direkte Vorteile wie weniger Schädlingsdruck und vitalere Pflanzen, aber auch Erosions- und Windschutz sowie gleichmäßige und bessere Nutzung der Bodennährstoffe bringen würden. Doch das Hochgefühl wird gedämpft: Gespräche finden hinter verschlossenen Türen statt und es scheint manchmal so, als sei die Konferenz für manche nur ein Spiel, eine Art verbales Armdrücken darum, wer seine oder ihre Interessen am besten durchsetzen kann. „Der UN-Klimagipfel ist ein Schlachtfeld. Du bist hier, um gesehen zu werden, nicht gehört.“, so ein Teilnehmer der Konferenz. Kisilu stellt fest: Die Verhandelnden erleben die Auswirkungen des Klimawandels nicht selbst, sie kennen die Realität der Betroffenen nicht. So hat auch das Endergebnis der Verhandlungen einen schalen Beigeschmack, gibt es doch keine rechtlichen Konsequenzen für jene, die sich nicht an die Abmachungen halten.

„Danke für den Regen“ erzählt nicht nur die berührende Geschichte von Kisilu und seinem Dorf, die repräsentativ für viele Kleinbäuerinnen und -bauern aus Trockengebieten ist. Der Film zeigt auch Chancen und Grenzen von individuellem Aktivismus auf. Denn so ermutigend Kisilus unermüdlicher Einsatz ist, so wichtig ist es auch, die Realität von politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnissen und Interessen nicht zu vergessen. Dieser Film hat beides am Schirm.

Die Autorin ist Mitglied im Online-Redaktionsteam. Reaktionen bitte an redaktion@pfz.at

Foto HMP10 Thank You For The Rain © Banyak Films & Differ Media, Julie Lillesæter.

Weiterführende Links:

Hunger.Macht.Profite
FIAN
Thank you for the rain

Vom 4. April bis zum 2. Mai 2020 findet die 10. Ausgabe von Hunger.Macht.Profite. online statt. Ein Filmgespräch über „Danke für den Regen“ wird am 16. April 2020 um 20:00 Uhr stattfinden. Filme in Video on Demand via www.HungerMachtProfite.at/goesonline in Zusammenarbeit mit FilmefürdieErde.org

Veröffentlicht in Sozial-ökologische Transformationen, Themen.