Videos zu Paulo Freire

Zu Paulo Freires 100. Geburtstag

Am 19. September dieses Jahres wäre Paulo Freire 100 Jahre alt geworden. In Erinnerung an ihn sowie seine revolutionären Gedanken und Taten, fügen wir unserer Video-Sammlung über Freire eine empfehlenswerte Kurzdokumentation hinzu, in der Menschen zu Wort kommen, die Freire inspiriert hat, deren Arbeit er durch sein Wirken verändert hat.

Pädagog*innen, Wissenschafter*innen und Aktivist*innen wie Shirley Steinberg und Henry Giroux sprechen über Freires Ansatz von „Lehren als politischer Akt“ und seinem Anspruch, Macht- und Herrschaftsstrukturen auch in der Bildungsarbeit sichtbar zu machen und auf zu brechen.

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Portrait von Paulo Freire

9:11 Min. Portrait von Paulo Freire. Bilder aus seinem Leben, unterbrochen von exemplarischen Zitaten von Paulo Freire (auf Portugiesisch), mit Hintergrundmusik (keine Stimme). „Ich habe entdeckt, dass Analphabetismus eine Kastration von Männern und Frauen ist, ein Verbot, dass die organisierte Gesellschaft dem Volk auferlegt.“ „Eine der großen Sünden der Schule ist, alles zu missachten, mit dem das Kind hinkommt.“ „Man kann nicht von Bildung sprechen, ohne von Liebe zu sprechen.“

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Interview mit Paulo Freire, vom 17. April 1997, von Luciana Burlamaqui

Dies ist das längste Video der Interviews mit Paulo Freire auf You Tube (ca. 15 Min.). Es beinhaltet mehrere Teile, die auf You Tube auch als gesonderte Kurz-Videos, teilweise mit englischen UT, angeführt sind. Die Stimme im OFF ist von Luciana Burlamaqui auf Portugiesisch, Paulo Freire spricht auf Portugiesisch (ohne UT).

+ Erster Teil „As marchas“ und „O ser humano em adaptacão“ (6:59 Min., Portugiesisch ohne UT)

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– „As marchas“
In diesem Ausschnitt des Interviews spricht Paulo Freire über die Landlosenbewegung in Brasilien (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra, MST). Anlass dürfte eine Demonstration der MST gewesen sein („a marcha“). Paulo Freire sagt, er sei glücklich, diesen Aufmarsch miterleben zu dürfen, und meint, es solle viel mehr Aktionen dieser Art geben: „uma marcha dos que querem amar e não podem“, „dos reprobados“, „dos que se rebelam“, Märsche aller Art wünsche er sich organisiert von Leuten, die auf die eine oder andere Weise unterdrückt sind. Diese öffentliche Präsenz dürfe nicht als Störung der Ordnung gedeutet werden, vielmehr sei diese wichtig für eine wahre Demokratisierung und Veränderung. Die Aufmärsche der MST stellten für ihn zu jenem Zeitpunkt einen der stärksten Ausdrücke des politischen und gesellschaftlichen Lebens Brasiliens dar.

Dieser Teil des Interviews ist auch gesondert zu finden, in einem 3:08 Min. langen Video auf Portugiesisch ohne UT:

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– „O ser humano em adaptacão“ (3:50 6:59)
Im zweiten Abschnitt des ersten Teils spricht Paulo Freire über die Position des Menschen in der Welt. Er unterscheidet zwischen einer „adaptacão ao mundo“, eine Anpassung des Menschen an die Umstände, und einer „insercão no mundo“, in der eine Entscheidung zur Intervention getroffen werde. Als falsch und ideologisch lehnt er eine fatalistische Einstellung zur Realität ab. Im Gegenteil sei die Realität lediglich momentan so, wie sie ist, und stehe unserer Intervention offen. Den Kampf der MST sieht er als Beispiel für einen ersten Schritt der Überwindung der Anpassung. Als „educador“ und als Sinn seines Seins in der Welt sieht er seine Rolle darin, einen Beitrag zur Wahrnehmung und Überwindung der Passivität zu leisten und „posturas rebeldes e críticamente transformadoras do mundo“ zu schaffen.

+ Zweiter Teil: „O ser humano em evolucão“, „A fé“ und „Cristo, meu camarada“ (8:45 Min., Portugiesisch ohne UT)

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– „O ser humano em evolucão“ (0:00 2:16)
Hier spricht Paulo Freire über den Menschen als Suchenden. Wir seien „unvollendete“ Wesen („seres inacabados“), so Freire. Sobald wir dies erkannt hätten, befänden wir uns auf einer Suche zur Vollendung, der „vocação de ser mais“. Es wäre widersprüchlich, sich nicht auf diese Suche zu begeben. Allerdings könnten wir uns in unserer Suche auch verlaufen („acidentes trágicos“). Abweichungen oder Irrwege in des Menschen ständiger Suche nach Vermenschlichung führen, meint Paulo Freire, zu einer Enthumanisierung („deshumanização“). In der Suche „ständig mehr zu sein“, bestehe unsere Aufgabe auf diesem Planeten, so Freire.

– „A fé“ (2:20 6:16)
In dieser Frage spricht Paulo Freire über seinen Bezug zum Glauben, und im weiteren Sinne über Befreiungstheologie. Im Gegensatz zu vielen, die Weltlichkeit und Transzendenz als Dichotomie betrachten, sagt Paulo Freire, gehe er in seinem Bezug auf Transzendenz vom Diesseits aus. „Eu não posso chegar là, a não ser a partir de cá“ „Ich kann dort nicht hingelangen, außer von hier los zu gehen“. Den Glauben betrachte er, wie der spanische Denker Unamuno, als den Ideen vorausgehend. Um zu glauben brauche er keine wissenschaftlichen oder philosophischen Argumente.

Dieser Teil ist auch in einem 6:22 Min. Beitrag (Portugiesisch, ohne UT) unter „teologia da libertação“ gesondert zu finden:

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– „Cristo, meu camarada“ (6:20 8:45)
Paulo Freire spricht darüber, wie er von seinem christlichen Gedankengut zur Lektüre von Marx gekommen sei. Durch seine Erfahrungen mit der Unfreiheit von Landarbeitern und Slum-Bewohnern aus Recife und Pernambuco, sei er dazu gekommen, sich mit den Texten Marx‘ zu beschäftigen. Und zwar nicht, indem diese ihm gesagt hätten, „Paulo, lies Marx“, sondern ausgehend von der Realität, die er erlebt habe. Für sich habe er in den Schriften Marx seine ursprüngliche Motivation mit den Menschen zu arbeiten, nämlich seine Loyalität zu Christus, wieder gefunden.

Als gesonderter Kurz-Beitrag auf Portugiesisch ohne UT:

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